Robert Cray

Am Rande eines Konzertes in Bochum sprach bluesfeeling.com mit dem sehr sympathischen, gebildeten und überaus relaxten Robert Cray:

 

Robert, im letzten Sommer hast Du Dein letztes Album „Nothin’ But Love“ mit Großem Erfolg vorgestellt – und nun bist Du wieder in Deutschland unterwegs. Wie fühlt es sich an, wieder hier zu sein?

Das fühlt sich großartig an. Mit der neuen Platte haben wir vom Publikum eine wirklich gute Reaktion erhalten. Und wir sind wieder hier als Grund für diese gute Reaktion. Das ist toll, weil es schon eine ganze Weile her ist, dass wir in die Lage versetzt wurden so schnell nach Deutschland zurückzukommen.

 

Es ist das 19. Album seit Deinem Debut „Who’s Been Talking“ von 1978...Du hast Dich also offensichtlich nicht auf Deinen Lorbeeren ausgeruht...!

Nun, nun... (lacht) kürzlich hatten wir einige Live-Recordings und nun das neue Studio Album...

 

...ein ganz schöner kreativer Output...

...ja (lacht)...es gibt sozusagen einen großen Katalog, yeah...

 

...für mich persönlich war eines Deiner besten Alben „Strong Persuader“ von 1986 – eine Platte, die eigentlich jeder Blues-Fan haben müsste. Wie kannst Du den großen Erfolg dieser Scheibe erklären?

Ich glaube zu jener Zeit gab es einen ziemlichen Schwung von „Americana Roots“. Und in diesem Sinne hatten wir Bands wie Los Lobos, einen Stevie Ray Vaughan, der ziemlich heftig eingeschlagen war, The Blasters, Fabulous Thunderbirds und viele andere Gruppen, die plötzlich aufgetaucht sind. Und zudem gab das beginnende Aufkommen von MTV vielen Bands die Möglichkeit sich besonders zu präsentieren. Und alle die erwähnten Bands kamen so zu Verträgen mit Major Record-Labels. Und das Radio begann zudem ihre Musik zu spielen.

 

...“Strong Persuader“ ist wirklich eines meiner am meisten favorisierten Alben...

... und es verkauft sich immer noch sehr gut (lächelnd)

 

Zu welcher Zeit bist du eigentlich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Blues gekommen? Und was ist der Grund dafür, dass Du Dich entschlossen hast Bluessänger und -gitarrist zu werden?

Nun, ich wurde erstmals auf den Blues aufmerksam als ich 16 war. Ich hörte ihn schon vorher – meine Eltern hatten einiges an Platten – aber ich spielte Rock 'n Roll wie eine Menge meiner Freunde auch. Einer meiner Freunde, Bobby Murray, mit dem ich zur Highschool ging und der über 20 Jahre Gitarrist von Etta James war, ist es eigentlich, der mich zum Blues gebracht hat. Er kam oft mit einem Freund rüber zu mir und beide hörten Künstler wie Magic Sam, B. B. King, Buddy Guy...so kam ich dazu. Und wir begannen die Musik zu hören. Zudem hatte ich zuvor Albert Collins 1969 auf dem Nutdoor Festival gesehen...das alles besiegelte nun die ganze Sache. Unsere Idole wurden diese Bluesleute. Die Bücher, die wir lasen, waren Bücher über den Blues. Die Alben, die wir uns anschauten, wenn wir mal wieder zum Plattenladen rannten, waren Bluesplatten...So wurde es sozusagen zu einer Art „Religion“, ja, so begann alles...

 

Da Du Albert Collins erwähnt hattest: Du warst später auch auf Tour mit ihm?

Ja, das ist richtig, das machten wir. Wenn immer er an der Westküste war, waren wir seine Begleitband. Da ging es nach Vancouver, British Columbia in Canada bis runter nach San Francisco, Kalifornien. Einer der ersten großen Gigs, die wir mit ihm machten, war 1977 auf dem San Francisco Blues Festival. Die Robert Cray Band war der Opener und Albert Collins kam daraufhin dazu, um mit seinem finalen Set den Festival-Tag zu beschließen. Aufgrund dessen bekamen wir eine wirklich gute Resonanz und einen netten Artikel im San Francisco Chronicle. Dann kamen die Dinge derart ins Rollen, dass wir Bruce Bromberg und Dennis Warker trafen, die die Produzenten für unser Album „Who’s Been Talking“ wurden. Mit dem Albert Collins Back-Up hat alles begonnen für uns!

 

Dein Hauptinstrument ist Fender Stratocaster – was war der Hauptgrund für Deine Wahl?

Ich habe mich verliebt in diese Stratocaster – obschon ich zunächst eine Gibson ES 345 spielte. Aber ich sah Phil Guy, den Bruder von Buddy Guy eines Tages in der Nähe, wo ich wohnte, auf einer Eugene-Orgel spielen. Und er spielte über einen Super Reverb-Verstärker. Und der hatte so einen brillianten, schneidenden Reverb-Sound, der einem ins Herz traf...das war der schönste Sound für einen Gitarrenton, den ich mir vorstellen konnte, und so dachte ich: „Das ist es, ich muss mir eine Strat besorgen“ Und so machte ich mich sofort auf die Suche und fand einen Typen, der eine 1976er Fender Stratocaster hatte. Er hatte die zum Verkauf mit einem kleinen „Pignose“-Verstärker und da es ein guter Deal war, kaufte ich sie von ihm. Nun ist sie ziemlich runtergespielt und zu Hause und ich spiele Signature-Modelle, die auf Basis des 76er Originals von Fender gebaut werden.

 

Wieder zurück zum Hier und Jetzt: Was war die Hauptintension Deines neuen Albums?

Nun, es ist eine Kombination von einer Menge Dinge. Da wir beim Provogue-Label unterschrieben hatten, bekamen wir dadurch auch die Gelegenheit, mit Kevin Shirley zusammen zu arbeiten. Es war das zweite Album mit der aktuellen Band-Besetzung. So wie wir normalerweise arbeiten, sind wir auch diesmal raus und machten eine kleine Tour mit 12 Terminen. Als wir von dieser Tour zurückkamen, sind wir direkt in den Proberaum, um uns gegenseitig das neue Material zu präsentieren...da Niemand neue Sachen für sich behalten kann (augenzwinkernd). Dann probten wir sechs Tage und gingen am siebten – einem Sonntag ­– ins Aufnahmestudio. Das war das erste Mal, dass Kevin Shirley das Material hörte und wir begannen sofort mit den Aufnahmen. Es war von Vorteil, dass wir direkt ins Studio sind, ganz kurz nachdem wir auf Tour waren. So hatten wir immer noch die Energie zusammen als Band zu spielen – dieses Live-Konzept hat sich auch für die Studioarbeit bewährt! Wenn man mit Kevin Shirley arbeitet, werden Dinge nicht immer und immer wieder wiederholt. Wir tun das auch nicht wirklich. Am liebsten haben wir es, wenn der Song gleich mit dem ersten Take im Kasten ist, spätestens aber mit dem zweiten oder dritten. Falls nicht gehen wir zum nächsten Song – das ist unsere Vorgehensweise.

 

Ihr habt einen sehr relaxten, transparenten Sound und einen guten Stilmix auf dem neuen Album...es wird nie langweilig... J

Dankeschön, der Grund ist sicherlich, dass ich meine Mitmusiker auch ermutigt habe, sich am Songwriting zu beteiligen...

 

Nächsten Monat, im August wirst Du 60 Jahre „jung“. Was machst Du, um fit zu bleiben und neue Ideen zu finden?

Nun, man sollte versuchen, stets cool zu bleiben und sich „auf der Straße“ vernünftig zu ernähren und auch sich etwas Bewegung zu verschaffen. Und man sollte sich selbst offen halten für neue Ideen, wie sie gerade kommen. Da wir älter werden, ist die Idee sich einzumischen und wahrzunehmen, was in unserem täglichen Leben so vor sich geht. Dort findet man die Ideen für neue Songs. Ich denke auch, dass dies der Grund ist, dass einige Songs einen politischen Bezug haben. Und so greifen wir auf, worüber wir uns als gemeinschaftliche Gruppe im Tourbus jeden Tag so unterhalten. Und man sollte sich auf jeden Fall dabei nicht selbst limitieren, was deine Musik definiert und ausmacht.

 

...offen sein für neue Einflüsse also...

Ja, genau, offen sein für neue Einflüsse. Das führt einen zu Titeln wie „Poor Johnny“ oder der Einfluss der Beatles in „Saturdays...

 

Robert, letzte Frage: Was gibt’s über neue Projekte zu erfahren? Ist das Album Nummer 20 schon in der Mache?

Ja, wir gehen im September wieder ins Studio – erneut mit Kevin Shirley. Wir sammeln gerade das neue Material für dieses neue Projekt ;-)

 

Robert, vielen Dank für dieses informative und freundliche Interview!

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