Johnny Rieger Band

 

Noch vor Erscheinen der zweiten CD "Come Closer" sprach bluesfeeling mit den coolen Bluesrockern im Leverkusener Topos.

 

Wie gefällt euch denn die Location – das Topos – hier?

Michael Jochum: Das Topos ist eine sehr urige Kneipe, die es selten so gibt. Mit Liebe geführt, mit Liebe zum Detail – man sieht es in allen Ecken und an allen Wänden...man spürt die Musik. Das überträgt sich auch schön auf das Publikum und auch auf uns.

 

Man merkt, dass ihr Spaß auf der Bühne habt. Ihr seid ja noch eher jung an Jahren. Wie kommt man da eigentlich zum Blues?

Michael Jochum: Das ist total interessant, die Frage haben wir noch nie gehört (Gelächter)

 

...das ist jetzt der Icebreaker ;-)

Michael Jochum: ...das ist was für Johnny...

Johnny Rieger: ...Es ist so, dass ich mit 12, also quasi zum Zeitpunkt an dem ich begonnen habe, Gitarre zu spielen, John Lee Hooker gehört habe. Und zwar auf dem Kassettenradio meines Vaters im Auto. Wenn wir irgendwohin fuhren war entweder das, B.B. King oder einer der alten Blueser an. Natürlich auch Led Zeppelin oder ACDC, aber Blues war das, was am meisten lief. Am Anfang wusste ich natürlich nicht, dass das „Blues“ ist, aber es hat mich berührt und mir einfach ein gewisses Feeling gegeben. Später, als ich Englisch konnte habe ich mich natürlich auch mit den Texten beschäftigt, um zu verstehen, worum es in den Songs überhaupt geht. Hauptsächlich um zerbrochene Liebschaften oder etwas anderes das zerbrochen ist...aber immer mit einem Augenzwinkern und nicht todernst. Das hat mich dann auch zu Stevie Ray Vaughan gebracht...

 

...was in Deinem Spiel nicht zu verkennen ist...

Johnny Rieger: ... ja das ist einer der Bluesgitarristen der mich bis heute beeinflusst hat. Ich habe dann zwar in der Schulzeit mal in einer Punkrock-Band gespielt. Aber so etwa mit 16, 17 Jahren habe ich dann angefangen, Bluessachen zu spielen. Ein leider früh verstorbener Freund hat mich auch mit deutschem Bluesrock auf den Weg gebracht. Da habe ich festgestellt, dass Musikmachen genau das ist, was ich machen will, und so habe ich angefangen auch Bluessongs zu schreiben. Dann habe ich einen Schlagzeuger gesucht, nachdem ich einen Bassisten gefunden hatte – denn die sind meistens am Schwersten zu finden – und dann haben wir losgelegt.

 

Wie lange seid ihr jetzt so zusammen?

Michael Jochum: Also in dieser Konstellation gibt es uns jetzt seit rund vier Jahren...es könnte aber auch gestern gewesen sein...

 

Man konnte heute eine Menge toller Songs von eurer ersten CD hören, wie z.B. „Music Makes Me Happy“ oder „Come On“ aber auch von dem bald erscheinenden neuen Album gab es etwa mit der super Ballade „Closer To Me“ oder „Butchery“ schon was zu hören? Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?

Matthias Scherer: Unser Hafen ist sozusagen der Blues, unser gemeinsames Zentrum, obwohl wir unterschiedliche Lebensgeschichten haben und von verschiedensten Stilistiken herkommen. Wir begreifen den Blues keineswegs nur engstirnig wie „der Blues darf nur 12-taktiger Shuffle sein“, Blues ist bei uns ganz weit gefächert. Das ist uns sehr wichtig. Grenzen in den Blues zu ziehen, wollten wir nicht machen. Deswegen haben wir auch Nummern dabei, die eher dem Bluesrock entsprechen. Wir haben Nummern dabei, die country-bluesig oder auch soulig sind. Wir versuchen, die ganze Blues-Palette abzudecken.

 

Wie läuft denn das Songwriting bei euch?

Johnny Rieger: Wenn ich eine Idee für einen Song habe, dann kommt die angeflogen, spiele ein Riff und es kommt flugs ein Text dazu. Oder ich schreibe etwas auf, das mich bewegt und versuche das in einen Song zu packen, dass ich es von der Seele habe. Da achte ich dann nicht darauf, ist das noch Blues oder schon Pop, da mache ich mich zunächst einmal frei von allem und lasse es einfach geschehen.

 

...Du schreibst also die Songs?

Johnny Rieger: Die Grundidee kommt meistens von mir und die Songs werden dann gemeinsam arrangiert und mit Spannungsbögen versehen

 

Was habt ihr für Idole?

Matthias Scherer: Bei mir absolut James Jamerson von Motown, ein grandioser Bassist. Ich habe mich immer an Bassisten orientiert, die banddienlich gespielt haben. Und hier fällt mir noch Paul McCartney oder der Bluesbassist von Stevie Ray Vaughan, Tommy Shannon, ein.

Michael Jochum: Ich kann das nicht so genau sagen bei mir als Schlagzeuger. Natürlich gibt es tolle Schlagzeuger z.B. Neal Peart. Was ich interessant finde ist, wenn Charaktere auf der Bühne stehen, Leute die Präsenz haben. Das hat mich immer sehr beeindruckt.

Johnny Rieger: Ich habe in dem Sinne kein Superidol...ich habe immer phasenweise ein Idol...

Michael Jochum: ... bei uns Dreien ist wohl gemeinsam, dass wir uns auch gerne von Leuten beeinflussen oder prägen lassen, mit denen wir zusammenarbeiten oder die wir treffen. Hier wäre z. B. Timo Gross zu nennen, der uns produziert. In so einer Zusammenarbeit entdeckt man auch viele Facetten, die für einen selbst interessant sind. Timo macht eine super Produktion und hat uns gut geleitet, das sind auch Dinge, die wichtig sind und einen mit Sicherheit beeinflussen.

 

Stichwort „Neue CD ‚Come Closer’“...in welche Richtung geht das Ding, welche spezielle Richtung schlagt ihr da ein? Und wann kommt die?

Johnny Rieger: Die wird im März kommen und 12 Titel haben. Zwei davon sind nur Stimme und Akustikgitarre. Warum? Wir fanden, dass die Songs so wie sie waren cool sind. Auf einem Album, das man ja auch als Kunstform betrachtet, kann sicher auch mal etwas drauf sein, das sich reduziert darstellt. Die restlichen Songs gehen in dieselbe Richtung wie die erste Platte. Wenn ich es stilistisch benennen müsste...

Michael Jochum: ... es ist halt irgendwie Blues (lacht)

Johnny Rieger: ... es ist ein modernes Bluesalbum, das die Sichtweise von uns auf die Bluesmusik darstellt.

Michael Jochum: wir haben da ein paar interessante Nummern dabei, die tief aus dem Blues kommen. Auf der anderen Seite sind wir auf der Platte aber auch funky unterwegs und spannen einen weiten Bogen.

 

Danke für das Gespräch und viel Erfolg!!!

 

Anm. d. Red.: seit Anfang April 2013 ist die CD „Come Closer“ auf dem Markt. Eine ausführliche CD-Besprechung folgt unter der Rubrik „Newcomer“