Henrik Freischlader

 

Am 03. Oktober 2012 hatte bluesfeeling.com das Glück, ein Interview mit dem erfolgreichen und sympathischen Bluesmusiker und Produzenten Henrik Freischlader im Koblenzer Café Hahn zu führen.

 

Hallo Henrik, wie ist die Tour bisher gelaufen? Wie ist die Stimmung?

Die Tour ist in Wuppertal gestartet, da wo ich eigentlich die längste Zeit meines Lebens verbracht habe. Insofern hatten wir dort (im LCB, Anm. d.Red.) zwei Tage ein “Heimspiel“! Dann waren wir in Bonn und darauf in Soest. Das bedeutet, dass wir die ersten Termine noch kein Hotel hatten und sozusagen der Tourbus eigentlich noch nicht richtig gerollt ist. Seit heute – Koblenz – rollt er. Die „richtige“ Tour beginnt jetzt. Nun geht es von Stadt zu Stadt und wir freuen uns riesig, alle wieder zusammen zu sein. – Die letzte Tour ist schließlich lange genug her, so anderthalb Jahre, jetzt fühlen wir uns richtig gut.

 

Zwischenzeitlich habt ihr ja eine Menge Studioarbeit geleistet und einiges an CDs herausgebracht...

...Ja, und jetzt wollen wir wieder auf die Bühnen der Welt. (lacht) Natürlich erst Deutschland, aber auch gerne auf „die Bühnen der Welt“.

 

Im Tourplan sind insgesamt 57 Städte neben Deutschland auch in den Benelux-Staaten, Österreich, Schweiz und Ungarn. Wie hält man sich fit für und bei so einer Tour, wie relaxt man?

Wir relaxen eigentlich dadurch, dass wir immer viel Quatsch machen. Und dadurch, dass wir uns alle ziemlich gerne haben und der eine den anderen durch seine angenehme menschliche, herzliche Art entspannt. Wenn wir zusammen im Bus sind, ist jeder sozusagen fit. Und dann geben uns natürlich auch die Fans jeden Abend Kraft. Es macht uns enorm viel Spaß, wenn der Funke springt und alle zufrieden sind nach einem Konzert. Dann können wir auch zufrieden schlafen und am nächsten Tag wieder Gas geben.

 

Ja hat Spaß gemacht – spannend, dass ihr auch unterschiedliche Supports habt. Was ist dafür der Hintergrund?

Wir haben natürlich einiges an Anfragen für Supports. Im Falle von Christina Lux haben wir uns aber ausdrücklich gewünscht, dass sie mit uns auf Tour geht. Sie ist eine gute Freundin von uns, wir schätzen sie alle sehr als Musikerin und so war sie eine tolle Bereicherung für die ersten fünf Shows.

 

Alle Songs der neuen CD und der Show sind super. Mein persönliches Highlight war allerdings euer Schluss-Song „Won’t you help me“. Wie kam es zu diesem Song, wie ist entstanden?

Ich bin ein wahnsinniger Soul-Fan, was manche gar nicht so wissen. Ich höre z.B. sehr gerne Otis Redding, vergrabe mich oft in meine alte Plattenkiste und versuche herauszubekommen, was das Besondere an diesen alten Soul-Aufnahmen ist. Und das ist eigentlich immer Minimalismus! Im Endeffekt immer eine tight-groovende Band, die sich gegenseitig Platz und Freiräume lässt und song-dienlich spielt. So ist „Won’t you help me“ auch zustande gekommen. Wir haben zusammengesessen im Studio, das war wirklich der letzte Song, den wir für die aktuelle Platte aufnehmen wollten. Und den haben wir dann auch um 2 oder 3 Uhr nachts aufgenommen. Da alles live eingespielt worden ist, kam da viel von dieser nächtlichen Atmosphäre auch mit herein.

 

Du sagtest „Schallplatten“...hast Du tatsächlich also noch Schallplatten bei Dir zuhause im Schrank?!...

...Jaaa, auf jeden Fall. Ich selbst habe noch eine Menge. Und mit meinem eigenen Label "Cablecar Records" produziere ich auch Schallplatten. Das sind nach wie vor und immer mehr wieder begehrte Medien: Es klingt besser, hat mehr Dynamik, man hat mehr in der Hand. Man merkt, dass da mehr Liebe drinnen steckt. Man schmeißt ja nicht schnell mal eine Platte auf und skippt dann wild weiter. Plattenhören ist ein Prozess, für den man sich Zeit nehmen muss.

 

Ein gutes Glas Whiskey und eine tolle alte...oder auch neue Bluesscheibe...

...Ja, genau...!!! (grinst)

 

Mal eine Frage zu deinem Outfit: Du trägst ja gerne Caps – wie viele hast Du von den Dingern?

Oh, ich habe da so einige. Ich habe ja den Vorzug, mit meiner favorisierten Hutfirma, „Stetson“, zusammenarbeiten zu dürfen, die bereits die zweite „Signature“-Mütze aufgelegt haben – in Zusammenarbeit mit mir designt und entwickelt. Darüber bin ich sehr glücklich. Genauso wie mit meiner Zusammenarbeit mit Andreas Breuhaus aus Solingen von Realtone-Amps. Das sind so meine Lieblings-Endorsements – von den Caps habe ich übrigens bestimmt schon so um die 100 bis 150 Stück...(lacht).

 

Da haben wir jetzt eine geschickte Überleitung zu Deinem Lieblings-Amp von Realtone und Deinem Equipment. Was hast Du so auf Deinem Pedal-Board?

Auf meinem Brett habe ich eigentlich nicht mehr so viel. Andreas berät mich dabei, weil er ein unglaubliches Gefühl dafür hat, was mit dem Verstärker gut funktioniert. Es gibt leider eine Menge von Pedalen, die nicht mit guten Verstärkern harmonieren, die auf einer soliden Röhrenschaltung basieren. Ich arbeite jetzt mit einem alten Vox-Wahwah, einen Xotic-RC-Booster, einen Brownie (Cmat Mods Brownie, Verzerrer) sowie Tremolo und eine Lehle-Switchbox. Dazu nutze ich Vox-Cabinets mit Blue Bulldog-Speakern und seit über 10 Jahren Realtone-Amps, mit denen ich sehr zufrieden bin.

 

Du hast eine tolle Truppe mit der Du gut unterwegs bist – was sind Deine nächsten Projekte?

Wenn wir von der Tour nach Hause kommen, gibt es erst einmal das alljährliche Projekt „Weihnachten“. Rund um diese Zeit haben wir immer spielfrei. Ende Januar geht’s dann schon wieder weiter auf England-Tour, einige Gigs in Frankreich sind geplant, vielleicht auch in Spanien. Auch in Übersee gibt es wohl ein paar Fans, die uns sehen wollen, das ist sicher für irgendwann mal geplant, aber momentan noch nicht akut, weil natürlich der Aufwand doch sehr groß ist. Wir sind ja momentan mit acht Leuten unterwegs – auf keinen von diesen möchte ich verzichten. Deswegen kommen auch Angebote, wie „Hey Henrik, komm doch mal alleine rüber“, für mich nicht in Frage. Wir haben gemeinsam Spaß!

 

Henrik, vielen Dank für’s Gespräch und noch ‚ne tolle Tour!!!